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“Wenn der Vater mit dem Sohne...”

Ankunft in Namibia und Fahrt zur Farm Hakos

09. Juni 2007

Das Ende der Nacht und somit auch das Ziel unserer Reise kündigt der schmale Silberstreif am Osthorizont an, der recht schnell in ein unwirkliches Orange übergeht. Schließlich geht die Sonne in einem gleißenden Licht auf. Wir können den Sonnenaufgang schön durch das Fenster geniesen. Das Flugzeug setzt zur Landung an. Unter uns schält sich die namib-ische Landschaft aus dem Schatten der Dämmerung. Die ersten Bergspitzen erstrahlen im roten Sonnenlicht. Welch eine Begrüßung!
Die Passagiere zwängen sicht eilig aus dem Flugzeug. Warum diese Eile, denke ich. Im Flughafengebäude müssen wir eh noch durch die Paßkontrolle und auch auf das Gepäck warten.
Wir verlassen also als eine der letzten Passagiere das Flugzeug, lassen uns die kalte Morgenluft um die Nase wehen und laufen in das Flughafengebäude.
Hier stehen die Leute in langen Schlangen an der Paßkontrolle. Es gibt zwei Abfertigungsschalter für Touristen, eine für Einwohner Namibias und eine Abfertigung für Diplomaten. Ich verspüre wenig Lust mich bei den langen Schlangen der Touristen einzureihen und stelle mich an den Schalter für Diplomaten. Vor mir stehen zwei Touristen aus Schweden und schon sind wir an der Reihe. Ohne Probleme werden wir abgefertigt.
An der Gepäckausgabe herrscht wie immer eine gewisse Anspannung. Zumal ich mir nicht ausmalen möchte, wenn mein Astrogepäck abhanden gekommen sein sollte. Als erstes erscheinen unser Koffer und die große Sporttasche auf dem Laufband der Gepäckausgabe. Dann dauerte es noch eine ganze Ewigkeit, bis endlich die große Astrokiste von uns in Empfang genommen werden kann .
Wie durch ein Wunder gelingt es mir, das ganze Gepäck auf einen einzigen, wackeligen Rollwagen zu stapeln und diese kühne Konstruktion auch noch zu balancieren.
Nur noch durch den Zoll. Der Zöllner am Ausgang blickt mich an, sieht das Gepäck und gibt mit einem Wink zu verstehen, daß ich in einen separaten Zollraum kommen soll. Eine korpulente Dame in Uniform fragt mich, was sich in der großen Kiste befindet.
„Astroequipment. I´m a stargazer. I visit Namibia to take some fotos from the fantastic nightsky here.”
Natürlich muß ich die Kiste wieder öffnen. Aufregen nütz nichts, denke ich und versuche das Paketband abzufummeln. Ein Messer oder eine Schere habe ich natürlich nicht und so dauert es eine geraume Zeit, bis ich die Kiste endlich geöffnet habe. Hinter mir haben sich noch mehr Amateurastronomen eingefunden, denen die Kontrolle noch bevor steht.
Die Zöllnerin läßt sich von mir erklären, was das alles Geheimnisvolles  in der Kiste ist. Ich erkläre alles, so gut es mein Schulenglisch erlaubt. Und dann behauptet die Zöllnerin, ich will diese Gerätschaften doch hier in Namibia verkaufen. Na klasse, denke ich. Jetzt soll ich das Zeug wohl noch verzollen! Ich erkläre ihr, das ich das Teleskop wieder in Deutschland brauche, da ich dort eine Sternwarte habe. Sie will mir nicht glauben. Ich schaue sie ratlos an. Die Zöllnerin beratschlagt sich mit anderen Kollegen und letztendlich kann ich dann doch meine Kiste zusammenpacken und in Namibia einreisen. Ohne Einfuhrzoll.
Als nächste Etappe steht der Geldwechsel an. Am Wechselschalter stehen einiger Leute und wir reihen uns ein. Nach einer Viertelstunde bin ich an der Reihe und wechsle ein paar Hundert Euro in Namib-Dollar. Falk hat einige Euro Taschengeld mitgebracht und möchte diese auch eintauschen. Aber nicht mit meinem Geld zusammen, sondern er will es selbst umtauschen! Warum auch nicht. Falk stellt sich auf die Zehenspitzen, schiebt seine vierzig Euro und seinen Kinderausweis über den Tresen. Die Kassiererin muß ebenso wie ich lachen, kopiert den Kinderausweis und druckt die Umtauschquittung aus. Voller Stolz erhält Falk seine eigenen Namib-Dollar.
Das währe nun geschafft. Jetzt müssen wir nur noch unseren Autovermieter finden. Dieser kommt aus Okahandja und ich erfahre per Telefon, daß er noch unterwegs ist.
Wieder heißt es warten und nach einer halben Stunde ist der Vermieter eingetroffen. Die Übergabe des VW-Bus verläuft recht unkompliziert. Der Bus ist schon ein etwas älteres Modell und hat dem entsprechend auch schon einige Beulen. Auch die Frontscheibe hat schon einige Steinschläge abbekommen. Was mir ganz lieb ist, denn da brauche ich keine Angst zu haben, bei jedem kleinen Kratzer gleich zur Verantwortung gezogen zu werden, was bei den namibischen Straßen schneller passiert, als einem Lieb sein kann.
Wie es denn mit der Bezahlung der Miete aussieht, Kaution, Kreditkartennummer etc. Der Vermieter winkt nur ab. „Machen wir hinterher.“ Na von mir aus, denke ich und kurz darauf sitzen wir im Bus und fahr-en nach Windhoek.
Ich kann es kaum glauben. Mir ist, als wäre ich gar nicht weg gewesen. Als sei es erst Gestern, als ich die Strecke 2004 gefahren war. Und nun fahre ich hier wieder und dieses mal sitzt neben mir mein Sohn. Ich bin glücklich!
„Das nun ist also Namibia!“ erkläre ich mit einem breiten Grinsen meinem Sohn. Er strahlt ohne etwas zu sagen zurück.
Wir erreichen Windheok, die Hauptstadt des Landes und parken im Wernhill-Einkaufscenter. Rein ins „Pick´n pay“, einem gigantischen Supermarkt. Wir decken uns mit Lebensmitteln ein. Äpfel, Bananen, Dosen mit Fleisch, Spaghetti, Zwiebeln, Knoblauch, zwei Teetassen, Kerzen. Kurz all das, was wir meinen in einem Abenteuerurlaub zu brauchen.
Wir schieben unseren vollgepackten Einkaufswagen durch das Einkaufscenter als uns ein junger Busche entgegenkommt, und uns den Korb zum Auto schieben will. Ich bin guter Laune, und so lasse ich ihn den Einkaufswagen schieben. Er hilft noch das Gekaufte ins Auto zu verstauen. Ich gebe ihm 2 N$ und er schaut mich unzufrieden an. Es wäre zuwenig, meint er und will 10N$. Was sind denn das für Preisvorstellungen? Ich gebe ihm 5N$ und auch zu verstehen, daß das in meinen Augen immer noch zu viel ist.
Ich lasse es mir eine Lehre sein und wir nutzen den sonnigen späten Vormittag, um noch Mittag zu essen.
Die Händler mit ihren Schnitzereien stehen auf der Einkaufsstraße wie jeden Tag und wollen ihre Ware an den Mann bringen. Wir kaufen nichts. Als Falk den großen Meteoriten-Brunnen sieht, ist er begeistert. „Vati, schau mal, wie glatt das Material ist.“ Und er streicht mit seiner Hand über einen aufgeschnittenen und polierten Meteoritenbrocken. Duzende fußballgroße Meteoritenbrocken wurden hier in der Fußgängerzone zu einem Brunnen arrangiert. Wir gehen weiter und ich lese die Aufschrift „Zur Kaiserkrone“. Hier können wir doch etwas essen.
Wir sind die einzigen Gäste. Ich bestelle mir ein Windhoek Lager und für Falk eine Sprite.
Falk hat großen Hunger und so bestelle ich für ihn ein Teller mit verschiedenen gegrilltem Fleisch. Kurz darauf wird der Teller mit je einem Stück Kudu-, Strauß-, Krokodil- und Oryxfleisch serviert. Ich denke, das ist eine gute Einstimmung auf die namibische Küche, doch Falk kaut recht lange an dem Fleisch.
„Schmeckt es dir nicht?“
„Nein, es ist so hart.“
Ich versuche es selbst und muß leider auch feststellen, daß das Fleisch fast nicht zu genießen ist. Hart wie Leder! Und auch mein Kudusteak war nicht viel besser. Wir zahlen und ich schwöre mir die „Kaiserkrone“ nicht mehr zu besuchen.
Im Outdor-Laden „Cymot“ kaufen wir noch benötigte Camping-Utensilien. Eine große Campingdecke, Doppelluftmatratze, Camping-gaskartuschen. Nun müßten wir alles haben.
Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg zur Farm Hakos. Die Stadt liegt schnell hinter uns, und kurz bevor ich auf die C26 einbiegen will, fällt mir ein, daß ich doch noch tanken wollte. Also noch einmal umgelenkt und neben dem Tank und auch den Reservekanister gefüllt.
Kaum sind wir auf der C26 ist es vorbei mit dem Fahren auf Teerstraßen. Es beginnt die Schotterpiste. Die Straßenkontrolle der SWAPO, welche mir von meinen letzten Besuchen noch in Erinnerung ist, ist nicht mehr besetzt. Wir erreichen den Kupferbergpaß und dann geht es durch die Ebene des Khomas-Hochlandes
Der Farmzaun zu beiden Seiten der Pad und die endlose Reihe an Telegrafenmasten prägen die Landschaft. Buschsavanne zieht sich endlos hin. Falk ist längst auf dem Rücksitz eingeschlafen.

Der Gamsberg ist in der Ferne zu sehen, unser heutiges Ziel kommt näher. Nach 140km erreichen wir die Einfahrt zu Farm. Falk schläft noch immer und läßt sich auch nicht durch das Gerüttel der schlechten Farmpad aufwecken.
Wir erreichen das Farmhaus aber niemand ist zu sehen. Ich fahre zur Sternwarte und finde auch keine Menschenseele. Plötzlich kommt mir Anton, ein Mitglied der IAS entgegen und erzählt mir, daß alle Leute unterwegs sind.
„Du weißt aber, das zur Zeit keine Zimmer frei sind?“ fragt er mich.
Natürlich weiß ich das. „Wir wollen nur eine Nacht campen und morgen schon weiter fahren.“
Falk ist zwischenzeitlich munter geworden und ich zeige ihm unsere Sternwarte. Wir bestaunen die Neuanschaffung des letzten Jahres, ein großes 20 Zoll Spiegelteleskop. Für die kommende Nacht habe vor mit diesem Teleskop ein paar Testaufnahmen zu machen.
Ich zeige Falk noch die restlichen Gebäude der Sternwarte und dann gehen wir zum Farmhaus. Waltraut, die Tochter des Farmers ist mittlerweile eingetroffen und heißt uns herzlich willkommen. Ich erkläre ihr, daß wir gern zu Abend essen und die Nacht als Campinggäste verbringen möchten. Morgen nach den Frühstück wollen wir schon weiter fahren.
Ich nutze den Nachmittag um den Bus campingtauglich herzurichten. Die doppelte Luftmatratze paßt perfekt in das Fahrzeug. Unser mitgebrachtes Bettlaken darüber und wir haben eine ideale Schlafstatt. Waltraut gibt uns noch zwei dicke Decken und zusammen mit unseren Schlafsäcken und den LTU-Decke, welche irgendwie den Weg in unser Handgepäck gefunden hatten, werden wir die Nacht gut überstehen.

Es wird schnell Abend und wir gehen zum Abendessen ins Farmhaus wo Hochbetrieb herrscht, da eine große Astro-Reisegruppe anwesend ist. Wir finden noch einen Platz und nach dem Essen ziehen wir uns schnell auf die Sternwarte zurück. Ich mag nicht soviel Trubel. Erst recht nicht in Namibia. Falk verkriecht sich gleich ins Auto und ich muß erst einmal energisch durchsetzten, daß auch in Namibia das Zähneputzen auf der Tages-ordnung steht. Den Rest der Hygiene muß ausnahmsweise eine Katzenwäsche Genüge tun.
Ich beschäftige mich, nachdem Falk im Auto eingeschlafen ist mit dem Teleskop. Ich montiere die Kamera und schließe den Computer an. Dann öffne ich das große Schiebedach und der Sternenhimmel erstrahlt über mir in seiner ganzen Pracht. Für diese Nacht nehme ich mir nichts wirklich Wichtiges vor. Ich will nur das Teleskop kennenlernen und außerdem bin ich durch den Flug doch etwas übermüdet. Ich nehme das erste Bild einer Galaxie auf und bin von der Lichtstärke des Teleskops fasziniert. Was für eine Lichtkanone! Eine Serie Aufnahmen von zwei verschiedenen Objekten muß für diese Nacht reichen und  gegen Mitternacht verkrieche ich mich zu meinem Sohn ins Auto.

<weiter>

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Geldwechsel

 

Unser Gepäck

 

 

 

im “Pic´n pay”

Schnitzmarkt in Windhoek

am Meteoritenbrunnen

 Kampf mit dem Fleisch in der “Kaiserkrone”

 

 

 

von Müdigkeit übermannt

Hakos aus der Vogelperspektive

die IAS-Sternwarte auf Hakos

am 20-Zoll Teleskop

unser Heim im VW-Bus