Home

“Wenn der Vater mit dem Sohne...”

Rundflug zum Gamsberg

13.Juni 2007

Wir müssen uns beeilen. Für 13.00 Uhr sind wir mit Petra und Jürgen, welche wir über das Namibia-Forum im Internet kennengelernt hatten, verabredet. Ich hatte beim Veranstalter „Bushbird“ einen Rundflug gebucht, und die Beiden wollen mit uns mitfliegen.
Die Begrüßung im Büro von Bushbird auf der Tobias-Hainyeko-Straße fällt herzlich aus und Andy, unser Pilot bespricht mit uns noch ein paar Details über die Route durch.
Ich hatte im Voraus keine Standartroute gewählt, sondern ich möchte einen individuellen Flug über die Farm Hakos und den Gamsberg, um die Gebäude der Internationalen Sternwarte e.V. aus der Vogelperspektive zu fotografieren.
Wir fahren alle zusammen zum kleinen Provinzflughafen von Swakopmund. Kurz darauf sitzen wir in der Cessna, schnallen uns an und setzen den Hörschutz auf. Andy hatte mir noch angeboten das Seitenfenster aufzumachen, damit die Scheibe nicht beim Fotografieren stört, aber auf Rücksicht auf die Mitreisenden lasse ich diesen Plan fallen, zumal die Scheiben des Flugzeuges ohne Kratzer waren. Außerdem vertraue ich auf den Polfilter, mit dem ich die Lichtreflexe an den Scheiben zu mindern beabsichtige.
Schon befinden wir uns auf dem Rollfeld. Die Maschine beschleunigt und drückt uns in die Sitze. Wir durchstoßen die tiefhängende Nebelwand und über uns erstrahlt der stahlblaue Himmel.
Lücken in der Nebelschicht geben immer wieder Blicke auf die Dünen entlang der Küste frei. Wir nehmen Kurs Richtung Wahlfishbay. Die Wolken reisen auf und vor uns liegt die Hafenstadt im hellen Sonnenlicht. Die Düne 7 zeigt aus der Vogelperspektive deutlich ihre Sternenform. Wir biegen nach links in Richtung Landesinnere und erreichen das Rivier des Kuiseb.
Das grünbraune Band des baumbestandenen Flußbettes, das Steingrau der Kiesnamib und das Rotgelb der Sandnamib bilden einen Kontrast, welcher von hier oben besonders beeindruckend ist. Ich sehe die Pad, welche wir erst vor wenigen Stunden entlanggefahren sind, erkenne die Hütten der Topnaar und schon bald überfliegen wir die Forschungs-station Gobabeb. Der Kuiseb ändert kurz darauf sein Gesicht. Das eben noch flache, weite Tal des Flußbettes wird enger und schneidet sich tiefer in den Fels. Immer steiler fallen die Ebenen der Wüste in den Canyon hinab.
Andy geht mit dem Flugzeug tiefer und plötzlich sind die steilen Felswände direkt neben uns. Ein unbeschreibliches Gefühl, die Felswände so na am Flugzeug vorbei donnern zu sehen. Wir fliegen den Canyon entlang und schon lässt unser Pilot die Maschine wieder steil nach oben steigen. Der Druck legt sich auf den Körper und ich habe das Gefühl in einer Achterbahn zu sitzen.
Andy steuert das erste Hauptziel unseres Rundfluges an, den Gamsberg. Wir überfliegen die wildzerklüftete Gramadulla-Landschaft und sehen direkt vor uns den unverwechselbaren Gamsberg mit seinem kleinen Bruder. Immer höher steigt das Flugzeug und das Bergmassiv kommt näher. Wir überschreiten die Höhe von 8000 Fuß und wir können jetzt direkt auf das Plateau des Berges schauen. Die hell leuchtenden Häuser der Sternwarte sind schon von Weitem zu erkennen. Für das Erste lassen wir den Gamsberg rechts liegen und nehmen Kurs in Richtung Hakosberge.
Steil windet sich die C26 in Serpentinen den Gamsbergpass hinauf. Eindrucksvoll zeigt sich, wie das Khomas-Hochland aus einer Höhe von fast 2000m in einer wild zerklüfteten Landschaft zur Namib hin abfällt. Ich erkenne schon von weitem die Gebäude der Farm Hakos.
Da ich meine Flug angekündigt habe, hat Carsten von unserem Verein die Rolldächer der Sternwartengebäude aufgeschoben und die Teleskope in Stellung gebracht. Wir umfliegen einige Male die Farm und die Sternwarte. Andy ist immer besorgt, mir den optimalen Blickwinkel für das Fotografieren zu ermöglichen. Nun geht es wieder nach Süden direkt auf den Gamsberg zu. Majestätisch liegt dieser Tafelberg vor uns. Er ist das letzte Relikt eine riesigen Ebene, durch zogen von Flussläufen längst vergangener Zeiten. Die Erosion hat ganze Arbeit geleistet und nur noch wenige Quadratkilometer in Form des Plateaus des Gamsberges als letzte Zeugen übrig gelassen.
Meine Gedanken schweifen ab und ich erinnere mich, als ich 2002 einige Tage auf dem Gamsberg verbrachte. Das Plateau ist Brettflach und übersäht mit Steinen. Ich durchstreifte diese Ebene und überall liegen diese, durch Flüsse rundgewaschenen Steine umher. Und heute ist dieser Ort ein Berggipfel! Die Naturgewalten sind schon gigantisch.
Ich konzentriere mich wieder auf das Fotografieren. wir umkreisen den Gamsberg wieder einige Male. Jede Blickrichtung liefert ein anderes Licht. Beim Anflug aus Richtung Westen erkennen wir die extrem gewundene Zufahrt auf den Gamsberg. Diese Route mit einem Allradfahrzeug zu bewältigen, setzt volles Können und Erfahrung voraus. 2004 haben LKW mit Allrad-Antrieb diesen Weg genommen um den Gipfel zu bezwingen und einen Telefonfunkmast auf dem Gamsberg zu errichten. Respekt!
Viele Fotos sind vom Berg geschossen und Andy überquert das Plateau in nur wenigen Metern Höhe. Die Häuschen der Sternwarte schießen unter uns vorbei und schon überqueren wir die Abbruchkante nach Westen. Die Luftturbulenzen an dieser Kante sind nicht zu unter-schätzen und erzeugen im Magen flaue Gefühle. Falk schaut mich etwas blässlich an, gibt mir aber zu verstehen, daß er alles unter Kontrolle hat. Die Papiertüte muss nicht in Anspruch genommen werden. Der Junge ist so tapfer, denn so richtig in Form ist er wohl noch nicht und ihm fallen ab und zu trotz der grandiosen Ausblicke die Augen zu.
Wir überqueren die Tanswüste und ich erkenne vor uns die Schieferberge von "Alleinzuzweit". Wir umkreisen auch diese und weiter geht es Richtung Tsondab-Fluss. In der Ferne erkennen wir die Gebäude von Solitaire. Überfliegen die Gästefarm Tsondab-Valley in geringer Höhe, so daß wir per Funk angefragt werden, ob wir beabsichtigen zu landen. Das habe wir aber nicht vor sondern überfliegen extrem tief die Landschaft mit ihren roten Dünen und dem ausgetrocknetem Flußbett.
Die Dünen leuchten vor den schiefergrauen Fels der Berge der Rand-stufe und über allem strahlt der stahlblaue Himmel.
Wir erreichen das Tsondab-Vlei. Hier bezwingt in Regenzeiten die Wüste den Fluß und in einer großen Pfanne versickert das Wasser im Sand. Zurück bleibt eine hell leuchtende Lehmpfanne, durchzogen von einem Netz aus aufgeplatzten Adern.
Andy erklärt uns während des Überfluges der Sandnamib die verschiedenen Dünenformen. Sterndünen, Längsdünen, Barchane-Dünen. Die Sandwüste ist abwechslungsreicher, als man sich dies gemeinhin vorstellet.
Vor uns erkennen wir wieder die Nebelwand als Vorboten der Atlantikküste. Wir erreichen die Küste und fliegen nach Norden entlang der "Langen Wand". Kilometerweit fallen die hohen Dünen steil ins Meer ab. Die gewaltige Brandung spült den Sand in das Meer und der kräftige Benguela-Strom transportiert diese Sandmassen unentwegt nach Norden. Ein scheinbar ewiges Spiel der Naturgewalten. Wir überqueren das Schiffswrack der "Eduard Bohlen". Das Wrack liegt schon weit von der Küstenlinie entfernt. Ein großer Teil des Schiffrumpfes liegt schon tief unter Sandmassen begraben.
Grüne Schilfflächen zeigen nun eine völlig neue Landschaft. Unter uns liegt die Lagune von Sandwich-Harbour. Flamingos ziehen als rosa Farbtupfer über die dunklen Wasser der Lagune. Bald darauf erreichen wir die Salzpfannen vor Walfishbay. In riesigen flachen Becken verdunstet das Meerwasser. Je nach Salzkonzentration und Algen-bewuchs leuchten die Becken von blaugrau, grünlich bis zu rot. Allerdings fehlt heute der Sonnenschein, um diese Farbkontraste sprichwörtlich ins rechte Licht setzten zu können. Der Dunst überzieht alles mit seinem grauen Schleier.
Wir erreichen die Lagune von Walfishbay, sehen den Hafen auf der einen und das Sandhaff mit dem Leuchtturm auf der anderen Seite. Unseres Flugzeuges.
Tausende Komorane bevölkern die riesig große Guanoplattform, welche auf dem weg nach Swakopmund vor der Küste ins Meer gebaut wurde. Der Erbauer dieser Plattform erlangte nach einigen Start-schwierigkeiten ein Vermögen. Heute sind diese goldenen Zeiten allerdings vorbei.
Und kurz vor Swakopmund reist dann auch noch die Wolkendecke auf. Sofort ändert die Landschaft durch den Lichtwechsel ihren Charakter. Golden leuchten im Licht die Dünen des Hinterlandes.
Wir fliegen am Swakopmunder Strand entlang und im großen Bogen über Vineta, der Vorortsiedlung für Vermögende, die sich die hübschen Häuser leisten können. Im Kontrast dazu taucht wenig später die Schwarzensiedlung Mondesa auf. Winzige Blechhütten drängen sich auf engstem Raum. Aber zum schauen bleibt nur noch wenig Zeit, denn die Maschine setzt leider schon zur Landung an.

Drei Stunden waren wir in der Luft und diese Zeit ist im wahrsten Sinne den Wortes wie im Fluge vergangen.
Noch völlig überwältigt von der Ereignissen finden wir uns kurz drauf im Zentrum von Swakopmund wieder. Langsam setzt die Dämmerung ein und wir nutzen die verbleibende Zeit, um auf dem Kunstwerker-markt noch ein wenig nach Mineralien zu schauen. Zurück auf unserem Zimmer packe ich die Koffer aus und räume die Wäsche in den Schrank. Da fehlen doch meine Unterhosen und die Socken! So ein Mist. Die habe ich noch im Schrank auf "Alleinzuzweit" liegen. Also heißt es noch einmal einkaufen. Im Zentrum von Swakopmund finden wir bei "Ackermanns" eine große Auswahl an Kleidung und ich decke mich mit genügend neuen Unterhosen und Socken ein. Falk und ich gehen noch in einem Lokal etwas zu Abend essen und spüren dann, daß ein erlebnisreicher Tag sich dem Ende neigt.
Wir laufen die breiten Straßen entlang zurück in unsere Unterkunft und fallen müde ins Bett.

<weiter>

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

Andy, unser Pilot

ready for take of

Desert Express

über den Wolken

Walfishbay

Düne 7

Blick in den Spiegel

Flußbett des Kuiseb

Dolorit durchzieht den Fels

immer wieder Dünen

noch mehr Dünen

Gobabeb

Kuiseb

Sanddünen am Kuiseb

Kontraste

Schichten

Blick zur Randstufe

der Gamsbergpass

Farm Hakos mit Blick zum Gamsberg

die Farmgebäude von Hakos

die IAS-Sternwarte

der Gamsberg

Zufahrt zum Gamsberg

Gebäude der Strenwarte auf dem Gamsberg

 Spreetshoogte-Pass

über der Tanswüste

“Alleinzuzweit”

Wasserstelle

über der C14

Blick zurück zum Gamsberg

Blick vom Tsondab-Valley zur Randstufe

über Tsondab-Valley

Tsondab-Valley Desert Farm

Tsondab-Valley Desert Farm

das Tsondab-Vlei

Dünenmeer der Namibwüste

Wrack der Eduard Bohlen

die “Lange Wand”

Sandwich Habour

Salzgewinnung bei Walfishbay

Lagune von Walfishbay

Hafen von Walfishbay

Township/ Walfishbay

Dolphinbay

Langstrand

Swakopmund

Mondesa/ Swakopmund

gelandet!