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“Wenn der Vater mit dem Sohne...”

durch die Kiesnamib

13. Juni 2007

Pünktlich zur Dämmerung bin ich wieder wach. Falk schläft tief und fest. Beruhigt stelle ich fest, daß unsere Schuhe in der Nacht nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ich unternehme eine kleine Erkundungstour entlang des Felsens und entdecke noch einige schöne Campingplätze. Ein riesiger Felsblock, groß wie ein Omnibus hängt unter Mißachtung des Naturgesetzes der Erdanziehung drohend über einem Rastplatz. Ich stelle mir vor, wie es wohl sein würde, wenn der Fels entgültig zu Boden stürzt. Aber das kann gut noch ein paar tausend Jahre dauern.
Ich höre Falk rufen. Als ich zurückkomme ist er schon angezogen und die Zähne sind geputzt. So richtig wohl ist im noch nicht und als Früh-stück akzeptiert er nur eine Tasse Tee. Ich biete ihm an, wären der Fahrt auf der Luftmatratze hinten im Bus zu liegen und sich auszuschlafen, was er sofort akzeptiert.
Von Mirabib aus geht die Pad hinunter an den Kuiseb nach Gobabeb. Schon aus einiger Entfernung zeigt sich der Wasserturm dieser Wüstenforschungsstation.  Auf gut zu befahrender Pad geht es nun immer parallel den Kuiseb entlang. rechts der Pad erstreckt sich die nun völlig vegetationslose Kiesnamib. Ab und zu sehe ich in dieser Einöde Esel, welche den Topnaar gehören. Links erstreckt sich das Flußbett des Kuiseb und hinter den Bäumen thronen majestätisch die roten Sanddünen. Falk bekommt von dieser Tour fast nichts mit. Immer wieder schläft er auf der Luftmatratze ein.
Mit einem etwas mulmigen Gefühl beobachte ich schon seit geraumer Zeit die Tankanzeige. Die Nadel neigt sich schon bedenklich in den roten Bereich und der Reservekanister ist auch schon leer. Der VW-Bus ist ein verdammt durstiger Schluckspecht.
Kurz darauf donnern wir über eine nicht gesehene Bodenwelle und der Bus hüpft ausgelassen in die Luft. Mächtig poltert das Gepäck und Falk ist hellwach "Man, das war geil!" Grinst er mich an.
Im geht es scheinbar schon wieder besser. Wir machen vor einer großen Düne ein paar Fotos, als ich plötzlich hinter uns eine Herde von vielleicht 30 Springböcken bemerke. Ich baue das Stativ auf und filme wie die Springböcke in Reih und Glied durch die flimmernde Luft der Kiesnamib an uns vorüber wandern. Die Tiere haben uns schon längst bemerkt und äugen mißtrauisch herüber, lassen sich aber sonst nicht weiter stören. Während ich filme macht mich Falk auf einen zweiten Trupp der Herde aufmerksam. Noch einmal zwei duzend Tiere ziehen hinter uns durch die Wüste.
Ein fantastischer Anblick. So viele Springböcke auf einmal habe ich noch nicht erlebt.
Ich fühle mich an die Beschreibungen der Tierherden von Henno Martin und Hermann Korn während ihrem Exil in der Wüste erinnert.
Weiter geht die Fahrt. Nur nicht auf die Tankanzeige schauen! Vor uns ist schon die Nebelbank der Atlantikküste zu sehen. Kurz darauf erleben wir den Wechsel von heißer Wüstensonne in ein kaltes Nebelwetter. Feine Wassertropfen schlagen sich auf der Windschutzscheibe nieder. Ich betätige den Scheibenwischer und schon ist der Wüstenstaub der letzten Tage in dicken Schlieren auf der Scheibe verteilt. Ich sehe nichts mehr und betätige die Scheiben-waschanlage. Eine zähflüssige, mit Algen durchsetzte grüne Flüssigkeit quillt aus den Düsen. Das war wohl nichts. Ich steige aus dem Auto und reinige mit unserem Trinkwasser die Scheibe.
Vorbei geht es an den Pumpstationen, welche Wasser aus den tieferen Schichten des Kuiseb-Bettes fördern und damit die Wasserversorgung von Walfishbay sichern. Kurz daraus sehen wir vor uns die Sandberge der Düne7 und erreichen die Einmündung auf die C14.
Wenige Kilometer fahren wir auf der Teerpad und erreichen den Ortseingang von Walfishbay. Die Nadel der Tankanzeige hat aufge-geben noch irgendetwas anzuzeigen und steht auf Anschlag im roten Bereich. Mit einer gewissen Erleichterung biegen wir in die Tankstelle ein und Tanken was das Zeug hält. 79,6 Liter bei einem Tankinhalt von 80 Liter. Knapper geht es wohl nicht.
Das Wetter ist trüb und wir halten uns nicht länger in Walfishbay auf. Wir fahren gleich weiter Richtung Swakopmund.
Links neben uns tobt der rauhe, kalte Atlantik und rechts der Straße türmen sich die Sanddünen. Langstrand, eine Touristenhochburg an der Atlantikküste ist eine einzige Baustelle. Häßliche Betongebäude entstehen dort. Wer soll hier um Himmels Willen seinen Urlaub verbringen?
Kurz vor 12.00 Uhr erreichen wir Swakopmund und somit unsere nächste Urlaubsstation. Ich habe für uns ein Zimmer im "Prinzessin Rupprecht Heim" gebucht. Auf dem hauseigenen, bewachten Parkplatz scheint unser Auto sicher zu sein. Eine großzügige Gartenanlage trennt die Gebäude des Seniorenheimes vom Haupthaus, dem ehemaligen Lazarett, in welchem sich heute die Gästezimmer befinden. Große, langgezogene Gänge und breite Zimmertüren zeugen von der Vergangenheit des Hauses. Die einzelnen Zimmer sind nach deutschen Städten benannt. In Fraktur beschriftet lesen wir Orte wie Bayreuth, Rosenheim und Augsburg. Ein großes, weiches Doppelbett ein Kleiderschrank, welcher auch schon mal bessere Zeiten erlebt haben dürfte, Tisch und Stühle befinden sich in dem geräumigen Zimmer. Das angrenzende Bad ist ebenfalls extrem groß und frisch saniert. Allerdings kann das Haus aber den Charme eines Krankenhauses nicht verleugnen.

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Blick in die Dünennamib

Mirabib im Morgenlicht

unsere Staubfahne

die Wüstenforschungsstation Gobabeb

eine Topnaar-Siedlung 

Topnaar- Kinder

wir zwei Wüstenfüchse

Nebel kündigt den Atlantik an

“Prinzessin Rupprecht Heim” in Swakopmund