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“Wenn der Vater mit dem Sohne...”

Felszeichnungen im Ugabtal

19. Juni 2007

Normalerweise sollte es heute schon weiter nach Mount Etjo gehen. Wir zwei sind froh, uns für die Verlängerung auf der Vingerklip-Lodge entschieden zu haben.
Nach dem Frühstück überlegen wir, was wir uns für den Tag vornehmen sollen.  Die Mitarbeiterin des Hotels macht uns einige Vorschläge. Unter anderem könnten wir doch ein Himbadorf besuchen. Auf meinem Einwand, daß es bis zu den Himbas doch sehr weit für einen Tagesausflug ist, erwidert sie lächelnd, daß ein „authentisches“ Himbadorf in der Nähe aufgebaut worden ist. Das kommt mir doch etwas sehr nach Disneyland in Namibia vor und so etwas brauche ich gar nicht.
Der zweite Vorschlag gefällt uns das schon besser. Weiter flußaufwärts des Ugab gibt es Felszeichnungen. Das klingt doch schon mal interessanter. Wir lassen uns die Strecke grob erklären. Irgend wie ist auch von einem Teekessel die rede, den wir schon rechtzeitig erkennen würden und wenig später würden die Felsen mit den Zeichnungen direkt am Straßenrand erscheinen. Wir werden sicherlich erst ein wenig nach den Zeichnungen suchen müssen, aber wenn wir die ersten gefunden haben, dann finden wir auch noch viel weitere. Wir lassen uns noch die handgemalte Karte mitgeben und wenig später sitzen wir gutgelaunt und voller Tatendrang in unserem zweiten Zuhause, dem VW-Bus.

Wir fahren auf der D2351 das Ugab-Tal folgend weiter nach Osten, biegen später auf die D2752. Wir bewundern die Felslandschaften der Ugab-Terassen und sehen wenig später tatsächlich ein recht auffälliges Felsgebilde. Und wirklich, mit etwas Fantasie erkenne ich die Form eines Teekessels. Die Pad zieht sich weiter geradeaus.
Langsam kommen mir Zweifel, ob wir nicht doch schon an den Felsmalereien vorbeigefahren sind. Ich bin kurz davor umzulenken, als seitlich quer zur Straße langgestreckte, flache Felsrücken verlaufen. Wir halten an und steigen aus, um uns die Felsen näher anzusehen. Die Felsen sind stellenweise stark verwittert und Krusten vertrockneten Schlammes zeigen die beachtlichen Wasserstände, welche der Ugab nach starken Regenfällen erreichen kann.
Stellenweise gibt es leichte Überhänge und an der wettergeschützten Seite oberhalb der Schlammkrusten blickt mich plötzlich ein Gesicht an. Etwas blaß zwar, aber doch deutlich zu erkennen ist eine Figur mit einer Art Federschmuck oder einem Strahlenkranz um den Kopf abgebildet. Und dann entdecken wir wirklich immer mehr Felszeichnungen. Da finden wir Abbildungen von Antilopen, Giraffen, tanzende Menschen, Krieger oder Jäger mit Speeren und Pfeil und Bogen, ja eine ganze Szenerie der Landschaft vor vielleicht tausenden von Jahren tut sich auf.
Vielleicht waren diese Felsen einst der Rastplatz der Buschleute, die in dem Ugab-Tal ihre Jagdgebiete hatten? Aus Spaß und Lust am Suchen fahre ich mit den Fingern durch den sandigen Boden unterhalb der Felszeichnungen, in der vagen Hoffnung vielleicht noch so etwas wie eine Pfeilspitze oder Werkzeugreste zu finden. Doch dies ist ohne Erfolg. Selbst wenn hier im Boden Werkzeugreste gelegen haben, so hat der Ugab mit seinen Wassermassen alle Spuren beseitigt.
Falk hat zwischenzeitlich die Felsen bestiegen und jagt eine großen Echse hinterher. Ich mache noch einige Fotos.

Gegenüber der Straße finden wir noch andere Felsen. Viele liegen tiefer als die Hochwasserlinie und sind mit Schlammkrusten überzogen. Dann entdecken wir doch noch einen Fels und hier sind keine Zeichnungen sondern Kratzbilder zu sehen. Zwei Giraffen heben sich hell und kontrastreich vom dunklen Fels ab.
Glücklich über unseren Erfolg machen wir uns auf den Heimweg. Am Straßenrand steht wie so oft vertrocknetes Gras. Doch schon vom Weiten sehen ich ungewöhnlich viele Vögel auffliegen. Ich fahre langsam näher und halte unser Fahrzeug neben den Gras. An langen Stengeln wiegen sich verdorrte Samenstände. Mehrere Tokos, Glanzstare und viele Prachtfinken fliegen umher, landen und picken im sandigen Boden nach den Samen. Sogar einen Reichsvogel mit seiner Auffälligen schwarz-weiß-roten Färbung findet sich ein.
Ich fotografiere ausgiebig, bis Falk die Geduld verliert und mich zum Weiterfahren auffordert. Er will endlich wieder zum Pool.

So finden wir uns am zeitigen Nachmittag in der Lodge ein. Wir verspeisen gerade unser Kudu-Schnitzel , da sehe ich eine Familie durch den Garten der Anlage spazieren gehen. Als sie direkt unterhalb unseres Tisches vorübergehen, Grüße ich freundlich von der Terasse herab und muß lachen. Es ist wieder die deutsche Familie, die uns am zweiten Tag mit der Autopanne geholfen hatte und die wir schon an der Düne 45 wiedergetroffen hatten. Namibia ist wirklich klein!

Als die Sonnen nicht mehr so brennt machen wir uns auf, das gerade im Aufbau befindliche Restaurant „Eagles Nest“ zu erkunden. Dieses Restaurant befindet sich oberhalb der Lodge auf dem Plateau eines Felsen. Hinauf führt ein Wanderweg, welcher sich in Serpentinen den Hang hinauf bis an die Basis des Plateaus schlängelt. Die letzten vielleicht 30 Meter der senkrechten Felswand wird durch eine kühne Treppenkonstruktion überwunden, deren Benutzung einige Schwindelfreiheit voraussetzt.
Oben angekommen eröffnet sich ein grandioser Blick über die Landschaft. Wir folgen dem ausgebauten Weg bis zu einer Felsspitze. An drei Seiten geht es steil in die Tiefe. Gleich daneben liegt das neu gebaute Restaurant. Ich hoffe nur, daß in anbetracht der Abbruchkante der Alkoholausschank hier oben etwas zurückhaltend erfolgen wird.
Heil wieder unten angekommen freuen wir zwei uns schon auf das Abendessen, welches wir bald genau so genüßlich zu uns nehmen wie am Vorabend.

Wir zwei beraten während des Abendessens unseren weiteren Reiseverlauf. Mount Etjo heben wir uns für einen späteren Urlaub auf und als ich Falk meinen Vorschlag unterbreite, die restlichen drei Urlaubstage auf Hakos zu verbringen, ist er sofort einverstanden. So bleiben noch zwei Nächte auf Hakos, wo ich meinem Hobby frönen und noch ein paar Aufnahmen des südlichen Sternenhimmels machen kann.

Wir fallen wieder zeitig am Abend müde ins Bett und mir wird langsam aber sicher klar, daß der Urlaub sich dem Ende neigt.

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Sternenhimmel über dem Ugabtal

die Teekanne

Fels mit Zeichnungen

Felsbilder

Giraffe mit Jägern

Nashorn

Falk vor einem Ritzbild

wir zwei unter einem großem Anabaum im Ugabrivier

Aussicht vom “Eagles Nest”

Blick von unserem Zimmer

Abendstimmung am Wasserloch der Lodge