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“Wenn der Vater mit dem Sohne...”

Camping in der Wüste

12. Juni 2007

Der herrliche Sonnenaufgang läßt meinen Groll der letzten Nacht schnell vergessen. Heute wollen wir in die Namibwüste um in Mirabib zu campen. Also erst einmal Koffer packen und den Rest meines Astrokams, welcher noch auf der Terrasse liegt, verstauen. Beim Koffer packen war ich dann wohl etwas zu schnell, aber das sollte ich erst später in Swakopmund mitbekommen.
Heute hat meine Frau Geburtstag und ich sende ihr eine Email mit Geburtstagswünschen und den ersten Bildern unsere Afrikaexpedition.
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Simone und kurze Zeit später fahren wir gut gelaunt nach Norden. Wir durchqueren den Gaubpass und entdecken im Canyon des Gaub-Flusses eine Horde Paviane. Etwas später leuchten links die roten Dünenausläufer, stellenweise fotogen mit Gras bewachsen. Rechts erhebt sich das Felsmassiv des Rostocks.
Ursprünglich hieß die Farm, auf der sich das markante Felsmassiv befindet Rotstock. Bei einer Neueintragung im Grundbuch wurde dann  versehentlich ein Buchtsabe „t“ vergessen, und seit dem heißt die Farm und auch der Berg „Rostock“ und haben überhaupt nichts mit der deutschen Hafenstadt gemein.
Wir erleben Landschaft, nichts als Landschaft!
Da ich mich damit abgefunden habe, mit meinen Teleskop in diesem Urlaub nicht zu fotografieren, will ich es wenigstens visuell nutzen. Doch dazu habe ich keine Okulare mit. Aber in unserer Sternwarte auf der Farm Hakos sind welche. So entschließe ich mich einen kleinen Umweg von 160km zu fahren.
Wir biegen rechts auf die C26 und fahren im Eiltempo den Gamsbergpass hinauf. Pünktlich zum Mittag treffen wir auf der Farm ein. Ich hole die Okulare in der Sternwarte und schaue kurz im Farmgebäude vorbei. "Was macht ihr denn hier?", werde ich von Waltraud Straube begrüßt. „Setzt euch, es gibt gerade Mittagessen.“ Ich lehne dankbar ab, denn bis Mirabib, unserem heutigen Ziel, ist es noch ein langes Stück.
So kurven wir wieder den Gamsbergpass hinunter und fliegen förmlich der Namib entgegen. Wir kommen wieder an den Abzweig auf die C14. Keine zwei Stunden hat uns der Abstecher gekostet. Wir fahren rechts in Richtung Walfishbay dem Kuiseb-Pass zu. Im Tal des Kuiseb machen wir eine kleine Pause und biegen dann links zum Aussichtspunkt „Henno Martin Shelter“ ab.
Dieser Platz ist mein Lieblingsplatz in Namibia. Wir bauen an der Canyonkante unseren Campingtisch und -stühle auf und genießen unser einfaches Essen in dieser grandiosen Landschaft. Wenige Meter vor uns bricht die brettflache Ebene der Kies-Namib in das Canyonlabyrinth ab. Unzählige Seitenarme verzweigen sich als verwirrendes Geflecht der sogenannten Gramadullas. Ein einzelner kleiner heller Tafelberg aus Flußschutt längst vergangener Epochen steht in mitten der Canyonlandschaft. Der Blick schweift in die Ferne zum Rostock, die Goagos- und Kammberge. Im Südwesten zeigt sich der Spreethoogte-Pass. Ganz im Hintergrund erhebt sich eindrucksvoll die Randstufe welche durch die höchste Erhebung, den Gamsberg mit seinem kleinen Bruder dominiert wird. Vor dieser bezaubernden Kulisse lasse ich mir eine Flasche Tafel-Lager schmecken.
Nach dieser erholsamen Pause fahren wir zurück auf die C14, biegen dann nach wenigen Kilometern von der Hauptpad nach links auf die D1983 ab in Richtung Gobabeb. Die gut befahrbare Pad verzweigt sich noch einmal und wir nehmen die rechten Abzweig, welcher mit Mirabib ausgeschildert ist.
Flach wie ein Billardtisch erstreckt sich die mit goldgelben Gras bedeckte Wüste bis zum Horizont. Die tiefstehende Sonne zaubert wieder diese tolle Stimmung in die Landschaft. Schon von Weitem erkennen wir den Inselberg Mirabib, unser heutiges Ziel.
Wir umrunden mit dem Auto den Berg und checken die verschiedenen Campingplätze. Auf der Südseite des Felsmassives finden wir ein wunderschönes Plätzchen für die Nacht.
Während ich die Gegend erkunde höre ich Falk rufen. Wo kommt nur diese Stimme her? "Hier oben bin ich!"
Ich sehe mit einem mulmigen Gefühl im Bauch, wie Falk aus einem Felsloch schaut.
"Hier ist eine Höhle, die geht auf den Berg hoch."
Und tatsächlich, direkt an unserem Campingplatz befindet sich der Eingang zu einer durch einen Felssturz entstandenen Höhle. Die Höhle geht bis hinauf auf das Felsplateau. Seitlich sind viele Öffnungen im Gestein, so daß das rötliche Sonnenlicht wunderbare Lichtspiele im Inneren der Höhle erzeugt. Ich klettere Falk hinterher. Es geht in der Höhle steil hinauf. Mit schwerem Atem komme ich oben auf dem Fels an. Ein überwältigender Blick auf die Weite der uns umgebenden Landschaft tut sich auf. Nach Süden reicht der Blick bis zur Dünenkette am Kuiseb, welche jetzt um die Wette leuchtet.
Die Sonne geht unter, und wir klettern im Dämmerlicht die Höhle hinab. Jetzt heißt es erst einmal Abendbrot zubereiten. Ich baue zusam-men mit Falk unter einem Felsüberhang den Campingtisch und die Stühle auf, entzünde ein Feuer und mache den Gaskocher fertig. Heute gibt es Spaghetti und Fleischbällchen.
Der würzige Duft des verbrennenden Holzes zieht durch unsere Nasen. Das Lagerfeuer taucht den Felsüberhang in ein warmes, romantisches Licht. Wir essen unsere Spaghetti und genießen die Ruhe.
Die Sterne leuchten klar und die Milchstraße zeigt sich in ihrer ganzen Pracht am Himmel. Wir zwei genießen diesen Anblick und Falk läßt sich von mir die Sternbilder erklären.
Irgendwann klettern wir in den VW-Bus und kriechen uns in unsere Schlafsäcke.
"Vati!"
Ich schrecke aus meinen Träumen.
"Vati, mir ist schlecht. Ich glaub ich muß brechen!"
Ich schieße aus dem Schlafsack, finde nicht gleich die Taschenlampe. Taste zur Schiebetür und mache diese auf. Packe Falk und halte ihn mit Kopf nach vorn aus der Tür. Die Spaghetti des Abendessen landen auf den Wüstenboden. Ich hoffe nur, daß wir unsere Schuhe nicht vor der Tür stehen gelassen haben.
"Mir geht es schon besser."Noch einen Schluck zu trinken, und wir sinken wieder in den Schlaf.

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am Gaubpass

der Canyon des Gaub-Flusses

kurz vor Rostock

immer schön viel trinken!

der Gamsbergpass mit den Hakosbergen im Hintergrund

an der Kuiseb-Brücke

im Kuiseb-Canyon

das Bier schmeckt!

Mirabib

“Zimmer mit Aussicht”

Falk schürt das Feuer