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“Wenn der Vater mit dem Sohne...”

Südsternfreunde-Treffen am Brandberg

16. Juni 2007

In der Nacht werde ich durch lautes Poltern geweckt. Ich liege im Bett und lausche, was draußen neben dem Zelt vor sich geht. Ich habe in einem Wasserbecken vor dem Zelt unser Trinkwasser zum Kühlen liegen und irgend etwas beschäftigt sich da draußen mit unseren Wasserkanistern. Für einen Moment hoffe ich, daß es doch keine Elefanten sein mögen. Etwas mulmig ist mir schon im Bauch, als ich den Reisverschluß des Zeltes öffne und langsam hinaus in die Dunkelheit gehe. Da sehe ich sie, die Schatten um das Waschbecken. Für Elefanten sind diese allerdings zu klein. Ich gehe näher, die Köpfe heben sich und ich erkenne die Silhouette dreier Esel. Die armen Tiere haben das Wasser gerochen und versuchen nun irgendwie an den Inhalt der Plastikkanister zu gelangen.
Ich gehe an die Tiere heran und nehme die Kanister aus dem Becken. Ein Esel versucht in einen Kanister zu beißen, kann diesen mit den Zähnen aber nicht greifen. Ich stecke einen Stöpsel in das Becken und drehe den Wasserhahn auf. Die drei Esel stecken ihre Köpfe in das Becken und beginnen lautstark das frisch eingelassene Wasser lautstark auszuschlürfen. Der Lärm in der sonst stillen Nacht ist gewaltig und ich muß unwillkürlich über diese Szenerie lachen. Ich lasse das Wasser noch 5 Minuten laufen und drehe dann ab. Die Esel schlürfen den letzten Tropfen aus dem Becken und lecken es sogar noch aus. Dann gehe ich wieder ins Bett.
Ab und zu poltert noch etwas draußen, aber gleich darauf bin ich schon wieder eingeschlafen.
Lautes Zwitschern, Krähen und Gackern vertreibt entgültig meine Müdigkeit und die Neugier treibt mich noch im Halbdunkel der Dämmerung aus dem Zelt. Ich hole unsere Luftmatratze und meinen Schlafsack aus dem Auto, lege mich auf die Terrasse vor dem Zelt und genieße das Erwachen der Natur. Noch ein paar der hellsten Sterne lassen sich am dämmrigen Himmel über mir zwischen den Baumkronen der Bäume ausmachen. Der Brandberg liegt noch tiefgrau im Dämmerlicht und der Erdschatten verschwindet langsam am Süd-West Horizont. Im Nordosten leuchtet schon das orange Licht um den Sonnenaufgang anzukündigen.
Im Geäst der Bäume über mir springen einige Gelbschnabel-Tokos und begrüßen mit ihrem lautstarken Gekrächze den beginnenden Tag. Ein leises Gurren hinter mir erregt meine Aufmerksamkeit. Hühnergroße, braungraue Kap-Frankoline suchen im Sand nach Freßbaren. Ihre orangenen Augenlider wetteifern mit dem Licht des Sonnenaufganges. Die oberen Gipfel des Brandberges beginnen förmlich zu glühen. Die nun aufgehende Sonne gießt ihre goldene Farbe gleich Lavaströmen über den Fels. Immer mehr Vögel kann ich beobachten. Schwärme von Webervögel, einzelne Glanzstare, Tauben, Rosenköpfchen und andere Papageien geben lautstark von ihrem Erscheinen Auskunft.
Auf dem Tisch neben mir liegt noch etwas Weißbrot. Ich bemerke, wie die Gelbschnabel-Tokos Anstalten machen, an das Brot zu kommen. Ich nehme das Brot und werfe kleine Stücke vor mir in den Sand. Aus den umliegenden Gebüschen kommen mehrere Frankoline angerannt. Zwei Tokos fliegen wie Sturzbomber ein. Ich habe viel Spaß beim Füttern der Vögel und irgendwann kommt Falk aus dem Zelt und kriecht zu mir mit in den Schlafsack.
Romantik pur!
Zwei Damara der Lodge  kommen vorbei und befeuern den Donkey hinter unserem Zelt. Blauer würziger Rauch steigt durch das Ofenrohr in die Morgenluft.
Am Wasserbecken, aus denen vergangene Nacht die Esel ihren Durst stillten putzen wir unsere Zähne und Wecken mit kaltem Wasser die Lebensgeister in uns. Wir laufen die paar hundert Meter zum Haupthaus der Lodge um unser Frühstück einzunehmen.
Der große aus Basaltsteinen gemauerte Raum wird von einem Reetdach überdeckt. Eine große Glastür nach Osten läßt das Licht der aufgehenden Sonne in den Raum fluten. Unter dem Tisch, direkt im Sonnenlicht sitz aufrecht ein kleines Erdmännchen. Carlos ist sein Name und wird in den nächsten zwei Tagen Falks bester Freund werden.
Wir frühstücken ausgiebig und wandern dann wieder zu unserem Zelt zurück.
Das Feuer im Donkey ist schon niedergebrannt und ich drehe am Waschbecken das warme Wasser auf. Reflexartig springe ich zurück, denn kochendes Wasser schießt brodelnd aus den Wasserhahn. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn Falk zuerst das warme Wasser aufgedreht hätte. Ich finde das richtige Mischungsverhältnis um eine angenehme Duschtemperatur des Wassers zu erhalten. Ich rufe Falk und wir beide genießen das Duschvergnügen inmitten der Natur.
Frisch und sauber laufen wir wieder unter den Bäumen zum Haupthaus, da einige Vorträge im Rahmen des Sternfreunde-Treffen angekündigt sind.
Als wir eintreffen, ist die Veranstaltung schon in vollem Gange. Zirka. fünfzig Personen haben sich eingefunden und selbst aus Windhoek sind interessierte Leute angereist um mehr über den fantastischen Sternenhimmel zu erfahren.
Logischerweise ist Falk von den Vorträgen nicht so angetan und vertreibt sich die Zeit am Pool. Mittlerweile ist Falk und Carlos ein unzertrennliches Paar. Das Erdmännchen ist auch ein sympathischer kleiner Kerl. Beim Streicheln legt er sich auf den Rücken und streckt alle Viere von sich. Er reist sein kleines Maul auf als ob er lacht und zeigt dabei seine kleinen spitzen Zähne, die sicherlich unangenehme Schmerzen verursachen können. Zum Glück scheint unser kleiner Freund seine Zähne nur für die Insektenjagd einzusetzen.
Nach einem leckeren Mittagessen vertreiben wir uns die Zeit mit Faulenzen am Pool. Der Ergeiz, mein Teleskop doch noch zum Laufen zu bekommen hat mich wieder gepackt und so nutze ich den Nachmittag, um mein Zeug wieder aufzubauen. Ausrichtung nach Süden, Polhöhe einstellen, Tisch und Stühle aufbauen, Computer und Kamera anschließen, alles miteinander verkabeln, so verbringe ich den Nachmittag. Zum Glück ist Falk mit Carlos beschäftigt.
Nach dem Abendessen wandern wir wieder zum Beobachtungsplatz. Für Falk habe ich diesmal die Campingliege direkt neben den Teleskop aufgebaut. Heute will er unbedingt wieder durch das große Dobson-Teleksop von Martin schauen. Unbedingt. Aber bis Martin auf dem Beobachtungsplatz erscheint und sein Teleskop aufbaut, dauert es noch etwas. Und damit Falk die Zeit nicht zu lang wird, legt er sich schon mal auf das Campingbett und verkriecht sich in den Schlafsack.
Währenddessen versuche ich wieder meine Montierung zum Laufen zu bekommen. Die ersten Sterne auf den Testaufnahmen erscheinen auf dem Monitor, sind aber wieder zu Strichen verzogen. Über zwei Stunden kämpfe ich noch den verzweifelten Kampf gegen die Montierung und finde dann auch den Fehler. Das Teleskop läßt sich trotz betätigen des Schalters für die Südausrichtung nicht auf Süden nachführen. Ob ich den Schalter betätige, oder auch nicht, es ist der Montierung völlig egal.
Etwas gefrustet beschließe ich nun entgültig die Versuche mit der Montierung aufzugeben und beschäftige mich nun ausschließlich mit der visuellen Beobachtung des Sternenhimmels, was unter den namibischen Verhältnissen und der hier zum Treffen versammelten Gerätschaft ja durchaus reizvoll ist.Währendessen kommt Carsten Möhle mit drei Buschleuten auf den Beobachtungsplatz und diese Berichten über sie Mythologie der San und ihre Vorstellung über die Sterne und die Entstehung der Welt.

Und was ist mit Falk? Ja, der war sogleich eingeschlafen und schnarcht tief und fest. Ich versuche in zu wecken, aber er reagiert nicht.

Der Abend ist extrem warm. Ein stürmischer, trockener Wind wirkt wie ein Warmluftgebläse. Ich beobachte mit kurzer Hose und T-Shirt. Trotz des Windes wird mir nicht kalt. Es ist enormer Unterschied im Vergleich zu den kalten Nächten auf Hakos! Allerdings bewirkt der warme Wind auch eine Luftunruhe, welche die Sterne stark in der Luft zittern läßt. Wieder genießen wir den Zauber des Sternenhimmels und beobachten unzählige Objekte der südlichen Hemisphäre. Gegen Mitternacht laufen wir zurück und fallen müde ins Bett.

<weiter>


 

 

das große Fressen

wir haben Hunger!

grimmiger Blick!

der Tisch ist gedeckt

vollgefressen

Wann wird endlich geduscht?

auch schon munter?

Carlos das Erdmännchen

zwei gute Freunde

Beobachtungsplatz des SSFT

San bei der Beobachtung der Sonnenoberfläche

Sternenhimmel über dem Brandberg