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“Wenn der Vater mit dem Sohne...”

 Der Flug

08. Juni 2007

  Ohne Stau erreichen wir nach einer reichlich dreistündigen Fahrt den Flughafen „Franz-Josef-Strauß“. Direkt vor dem Terminal C fahren wir in die Tiefgarage. Die Luft ist schwül und während ich das Gepäck auf den Rollwagen wuchte, läuft mir schon der Schweiß von der Stirn. Hinein geht es in die Abfertigungshalle. Vor dem Schalter stehen nur wenige Menschen und recht schnell sind wir an der Reihe um einzuchecken. Ich stelle unseren Koffer und die Sporttasche auf die Waage, die große Astrokiste bleibt auf dem Rollwagen.
„Was wiegt denn die Kiste?“ fragt mich die nette LTU-Mitarbeiterin. „Siebenundfünfzig Kilo.“ Entgegnete ich und blickte sie relativ unbeteiligt an. Ein Runzeln ihrer Stirn und ein leises „Oh!“ lassen mich kühn meine LTU-Card zücken.
„Damit habe ich doch 30kg Freigepäck für mich, für meinen Sohn 20 kg und dann befördert LTU ja auch noch 30 kg Astronomiegepäck, welches ich auch vorsorglich angemeldet habe.“
Ich strahle sie erwartungsvoll an. Sie ist etwas ratlos und deutet mir schließlich an, daß meine Rechung aber nicht ganz auf geht.
„Das sind immer noch 17kg zuviel! Wieviel sagten sie noch wiegt die große Kiste?“
Ich stutze etwas und ergreife den mir gereichten Strohhalm.
„Es wäre wohl besser gewesen, ich hätte vorhin auf Ihre Frage mit 40kg geantwortet?“ grinse ich sie an.
„40kg sagen Sie? In Ordnung. Hier sind Ihre Bordkarten. Das Speergepäck geben Sie bitte am Schalter nebenan ab.“
Mir fällt ein Stein von Herzen. Ich schnappe mir die Bordkarten und wuchte die Astrokiste nebenan auf das Förderband für Speergepäck. Das Röntgenbild läßt beim Zöllner sämtliche Alarmglocken schrillen. Das Teleskop hat die Form einer Granate, die CCD-Kamera, diverse Steuerkabel, eine Menge Batterien, alles sieht zugegebenermaßen doch sehr verdächtig aus und bedarf einer eingehenden Untersuchung seitens der Sicherheitsorgane.
„Öffnen Sie doch bitte einmal die Kiste!“
Das darf doch nicht war sein. Da habe ich tagelang das Zeug sorgfältig verpackt, die Kiste komplett mit Paketband eingewickelt, mit Zurrbändern gebändigt, und jetzt darf ich das ganze Kunstwerk, welches Christo mit seiner Reichstagverhüllungsaktion glatt in den Schatten stellt, wieder auspacken!
Der Zöllner reicht mir freundlicherweise ein Messer und ich beginne die Kiste auseinander zu schlachten. Dann erblicken die Wunderwerke astronomischer Technik das Tageslicht. Der  Zöllner wischt mit einem Wattebausch über die Teile um Spuren von Sprengstoff aufzuspüren. Ein paar Minuten vergehen für die Überprüfung und dann deutet mir der Zöllner, daß ich das Zeug wieder zusammen packen kann. Er reicht mir sogar noch eine Rolle Paketklebeband!
„Allerdings sollten sie mit so einer Kiste nicht in die USA einreisen. Die hätten Sie vorsorglich nach Guantanamo gebracht.“ Mit einem Lächeln im Gesicht wünscht er mir einen angenehmen Flug.
Ich bin völlig fertig. Der Schweiß rinnt mir in Sturzbächen von der Stirn. Total verschwitzt bräuchte ich eigentlich sofort eine Dusche! Und dabei hat die Reise noch nicht einmal angefangen.
Irgendwie habe ich es geschafft, die Kiste wieder einigermaßen transportsicher zu verkleben. Falk beobachtet meine verzweifelten Kampf zusammen mit meinen Schwiegereltern.
Zwischenzeitlich entdecke ich noch andere mir bekannte Gesichter. Es sind ebenfalls Amateurastronomen, welche am Südsternfreunde-Treffen teilnehmen werden. Die Begrüßung verläuft herzlich und auch Falk wird als Nachwuchs-Astronom herzlich willkommen geheißen.
Wir verabschieden uns von meinen Schwiegereltern.

Die Wartezeit bis zum Start vergeht recht zügig. Falk studiert ein dickes Donald Duck Taschenbuch und ich genehmige mir nach all dem Streß ein kühles Weisbier.
Dann geht es schon ans Einsteigen. Ich hatte mit zwei Sitzplätze an der Fensterreihe vorsorglich über das Internet reservieren lassen, aber leider nicht bedacht, daß die von mir ausgewählten Plätze sich direkt über den Tragflächen befinden. Was soll’s, es ist ja eh ein Nachtflug. Nur für den Rückflug, der ja ein Tagesflug wird, ist es schade.
Nach dem Start und dem Abendessen –beim Essen in Flugzeug kommt mir immer unweigerlich der Sketch mit Loriot in den Sinn– hat Falk nichts eiligeres zu tun, als sich von mir den Laptop reichen zu lassen, um sich einen Asterix-Film anzusehen.
Im Bordkino kommt ein langweiliger Film und so vergeht die Zeit ausgesprochen langsam. Gegen Mitternacht fallen Falk die Augen zu und auch ich nicke mehrfach kurz  ein. Falk schläft in einem Stück fast drei Stunden, behauptet aber später, den ganzen Flug über Wach geblieben zu sein.

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Warten auf den Abflug

 

 

Schlaf im Flugzeug